Anhand einer Notiz aus dem Buch „Schwabens Imker-Album“, verfasst und herausgegeben von dem Pfarrer F. X. Schuster, aus dem Jahre 1891 geht hervor, dass sich im Jahr 1883 der „Sektionsverein für Bienenzucht“, Bezirk Neu-Ulm, dem landwirtschaftlichen Bezirksverein anschloss.
So kann man davon ausgehen, dass dies der Ursprung unseres Neu-Ulmer Ortsvereins ist. Dieser Bezirks-Bienenzüchterverein Neu-Ulm hatte zu diesem Zeitpunkt 85 Mitglieder aus 34 umliegenden Orten mit dem Ökonomen
M. Schweiggert aus Erbishofen als Vorstand.
Wiederum durch die Kopie eines Protokollbuches, mit Beginn im Jahr 1926, lassen sich die Aktivitäten des Obstbau- und Bienenzuchtvereins im Bezirk Neu-Ulm gut darstellen. So war bis zum Jahr 1936 Sebastian Schmid aus Neuhausen 1.Vorsitzender des Vereins. In diesen Jahren zählte der Verein immer etwa 200 Mitglieder, wobei davon in der Regel circa 60 Mitglieder auch Imker waren.
Bei den zahlreich abgehaltenen Versammlungen wurden immer Vorträge über den Obstbau, als auch über die Bienenzucht abgehalten. Dabei waren die Frühjahrsmusterung der Völker, die Königinnenzucht, die Vermehrung u. a. Themen, die behandelt wurden. Als Bienenkrankheit stand die Nosema im Vordergrund, wobei man schon damals erkannt hatte, dass den Bienen als Winterfutter überlassener Honig, die Nosema auslösen kann. Man kaufte den Zucker zur Einfütterung gemeinsam, so waren es bei einer Sammelbestellung einmal 5355 kg. Der Jahresvereinsbeitrag betrug 1927 2,70 Reichsmark. Ein Bienenvolk wurde mit 15 Mark gehandelt.
Bei der Generalversammlung 1936 trat der Vorstand Sebastian Schmid aus gesundheitlichen Gründen zurück. Von nun an stand dem Verein Anton Eckle vor. Er führte ihn bis zum Jahre 1948. Durch einen tragischen Unglücksfall an seinem Bienenwagen kam er ums Leben. Sein plötzlicher Tod war für den Verein ein großer Verlust, denn Herr Eckle war ein erfahrener Imker, der diverse Lehrgänge, z.B. einen Königinnen-Zuchtlehrgang, nachweislich im Jahre 1934 durchführte. Er hielt auch Vorträge, was durch ein Formular zum Erwerb eines Rednerausweises aus dem Jahr 1935 belegt wird. Mitte des Jahres 1948 wurde Siegmund Häusler zum 1. Vorstand gewählt, er führte den Verein bis zum Jahr 1957.
In den ersten Nachkriegsjahren wurden Zuckerbezugsscheine für die Imker ausgestellt, gleichzeitig hatten sie dafür im folgenden Jahr ein Ablieferungssoll an Honig zu erfüllen. In dieser schwierigen Zeit wurde im Jahre 1950 der Einwinterungszucker in vier Raten zugeteilt, dabei die erste Rate mit zwei Pfund pro Volk und das erst Mitte September. Deshalb musste ein Teil der Honigernte wieder eingefüttert werden. Auch war in diesen Jahren die Tracht gering und sehr unterschiedlich verteilt, so dass man sich in der Imkerschaft verständigte und mit den Bienen wandern musste.
Dadurch waren die Honigerträge der damals immer über 70 Vereinsmitglieder oft sehr gering. Im Jahr 1966 gab Andreas Kreis aus beruflichen Gründen den Vereinsvorsitz ab. So wurde Hans Sperner zum neuen 1. Vorstand gewählt. Bereits ein Jahr später trat er aber wieder von diesem Amt wegen betrieblicher Arbeitsüberlastung zurück. Bei der dadurch notwendigen Neuwahl wurde der Vorgänger Andreas Kreis wieder als 1. Vorstand gewählt. Er führte dann den Verein bis zum Jahr 1982. Aus gesundheitlichen Gründen und nach insgesamt 27 Imkerjahren stellte er sich nicht mehr zur Wahl. Für seine Verdienste und langjährige Tätigkeit in Sachen Imkerei wurde er dann Ehrenmitglied des Vereins.
Sein Nachfolger wurde Helmut Rösch, der wiederum den Verein bis zum Jahr 1995 führte. Unter seiner Regie wurde im April 1990 der Nordschwäbische Imkertag ausgerichtet. In dieser Zeit wanderte die Varroa-Milbe auch hier ein und wurde dann vor allem in den ersten Jahren zum beherrschenden Thema in den Versammlungen. Dazu kam 1986 die Tschernobyl-Katastrophe. Man hatte dann neben der Milbenplage auch das Problem, dass der geerntete Honig erst nach eingehender Prüfung auf Strahlenbelastung weitergegeben werden durfte. Die Belastung lag unter 200 Bequerel und somit weit unter dem vorgeschriebenen Grenzwert.
In der Hauptversammlung 1995 übernahm Hermann Lattoch den Vorsitz des Vereins und führte ihn bis zum Jahr 2017. In diesen 22 Jahren wuchs die Zahl der Mitglieder von knapp 60 auf über 100. Ausschlaggebend für diesen enormen Zuwachs war unter Anderem der Schwäbische Imkertag 2008 in Neu-Ulm während der Landesgartenschau, wo sich der Verein mit einem Bienengarten präsentieren konnte und bei den Besuchern großes Interesse an der Imkerei weckte.
Ab dem Jahr 2010 wurden dann Probeimker im Bienengarten von erfahrenen Vereinsmitgliedern betreut. Die meisten der Probeimker blieben danach der Imkerei treu und traten dem Verein bei. Weiter soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Bienengarten nun der Mittelpunkt des Vereins wurde und hier, aber auch bei vielen Vereinsmitgliedern, bei Führungen und Festen der Bevölkerung die Biene und somit die Imkerei auch weiterhin hautnah präsentiert werden konnte.
Aus gesundheitlichen Gründen trat bei der Hauptversammlung 2017 Herr Lattoch als 1. Vorstand zurück. Nun führt mit Gabriele Schwegler erstmals eine Frau als 1. Vorstand die Geschicke des Vereins. Frau Schwegler ist eine starke Persönlichkeit und wurde einstimmig zur Vorsitzenden gewählt, somit stehen die Vereinsmitglieder voll hinter ihr. Da Frau Schwegler schon seit einigen Jahren zuerst als Webmaster, Schriftführerin und 2. Vorstand im Verein, mit viel Einsatz und Geschick tätig war, kann der Verein mit ihr als Vorsitzende beruhigt in die Zukunft blicken.
Seit nunmehr 134 Jahren besteht der Neu-Ulmer Imkerverein. Zuerst als Obstbau- und Bienenzuchtverein, bis sich 1936 die Bienenzüchter vom Obstbauverein abgetrennt haben und als selbstständiger Bienenzüchterverein etablierten.
In all diesen Jahren galt das Interesse in erster Linie der Biene. Dabei gab und gibt es viele Mitstreiter, die hier ungenannt geblieben sind. So auch die Verfasser der oft sehr umfassenden handschriftlichen Protokolle, der vor allem in den ersten Jahren doch sehr zahlreichen Versammlungen.
Diese Chronik wurde für den schwäbischen Imkertag 2008 in Neu-Ulm von Herrn Alfred Roßmanith verfasst und im März 2017 auf den aktuellen Stand gebracht.